Für die Aufführung von Sinfonien im Rahmen der Berliner Hofmusik kann als gesichert gelten, dass diese vorrangig im sogenannten „Großen Konzert“ erklangen, Konzerten der Hofkapelle, die bei der verwitweten Königin Sophie Dorothea, der regierenden Königin Elisabeth Christine und bei Prinzessin Anna Amalia im Berliner Stadtschloss oder auf den Sommersitzen Schloss Monbijou bzw. Schloss Schönhausen beinahe wöchentlich stattfanden. Diese Konzerte unterschieden sich von den allabendlichen Kammerkonzerten des Königs durch ihren repräsentativen Charakter, die teilweise größere Besetzung und das vielfältigere Repertoire. Für derartige Gelegenheiten könnten auch Janitschs Sinfonien ursprünglich geschaffen worden sein. Jedoch erscheint ebenfalls möglich, dass auch Janitsch bereits Sinfonien während seiner Rheinsberger Zeit komponierte, denn zwischen 1732 und 1740 wurde durch die dort versammelten Musiker sowie nicht zuletzt durch den als Komponist dilettierenden Kronprinzen ein umfangreiches Repertoire an Instrumentalmusik geschaffen. Nachweislich spielte auch die noch junge Gattung Sinfonie dabei bereits eine Rolle. (Die deutliche stilistische Nähe der hier vorgelegten Sinfonien Janitschs zu einem frühen Werk Carl Philipp Emanuel Bachs – der aus dem Jahr 1741 stammenden Sinfonie G-Dur Wq 173 – spräche für eine solche Annahme.) Wichtige Einflüsse dürften von der über Quantz und Schaffrath nach Ruppin/Rheinsberg vermittelten Dresdner Tradition (die ihrerseits u.a. durch in Dresden wirkende Italiener geprägt war), aber vor allem durch die von Johann Gottlieb Graun italienisch inspirierte Schreibweise ausgegangen sein. Bemerkenswert für die Gattungsgeschichte der Sinfonie in Norddeutschland ist, dass in Berlin (wie auch in Dresden) die Gattung als Konzertsinfonie bereits ausgebildet war, bevor ihre Übernahme in die Oper erfolgte. Nach dem Eindringen dieses Modells als Einleitung der Opern und damit der Ablösung der französischen Ouverture – ein Vorgang, der in Berlin nicht abrupt, sondern über einen Zeitraum von mehreren Jahren erfolgte –, beeinflussten sich offenbar Konzert- und Opernsinfonie gegenseitig.
Die vorliegende Ausgabe von sieben Sinfonien von J. G. Janitsch beruht wesentlich auf den durch Christoph Graupner (1683–1760) für den Darmstädter Hof zwischen 1747 und 1750 angeschafften und überwiegend von ihm selbst kopierten Stimmensätzen. Die Handschriften werden heute in der Musikabteilung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt verwahrt.
(aus dem Vorwort von Tobias Schwinger)