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Serie A, Konzerte
om153 / Band 3
Christoph Nichelmann (1717–1762)
Konzert für Cembalo und Streicher d-Moll
für Cembalo concertato, Str und Bc
Herausgegeben von Ullrich Scheideler
om153
Ausgaben*

Der Name Christoph Nichelmanns, dessen 250. Todestag sich am 20. Juli 2012 jährte, spielt bei der musikpraktischen Rezeption der Berliner Klassik bislang eine eher untergeordnete Rolle. Aus dem Blickwinkel der musikhistorischen Aufarbeitung der kompositorischen Hinterlassenschaft der norddeutschen Komponisten des mittleren 18. Jahrhunderts jedoch wurde Nichelmann von Anbeginn an Bedeutung auf dem Feld der Entwicklung des virtuosen Cembalokonzertes beigemessen. [...] Stilistische Eigenständigkeit erreichte Nichelmann – augenscheinlich in Auseinandersetzung mit den Werken seiner Lehrer J. S. Bach und C. P. E. Bach – vor allem in seinen mittleren und späten Cembalokonzerten. Insbesondere in seiner Klaviertechnik orientierte er sich mehr und mehr wieder am Stil seines ersten Lehrers J. S. Bach. Die bis zum Ende der vierziger Jahre von Nichelmann geschriebenen Konzerte sind durch eine zunehmende Länge und Komplexität der einzelnen Satzbestandteile, die Einführung freier kontrastbildender Motivik im ersten Solo, eine wachsende Differenzierung des Orchestersatzes sowie steigende technische Ansprüche an den Klavierpart gekennzeichnet. [...] Das in der vorliegenden Edition präsentierte Konzert d-Moll (Lee Nr. VII) stammt aus dem Jahr 1759 und ist das letzte erhaltene Konzert Christoph Nichelmanns. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits nicht mehr Mitglied der preußischen Hofkapelle, aus der er zum Jahreswechsel 1755/56 auf eigenen Wunsch ausgeschieden war. Das Konzert repräsentiert die stark überarbeitete Fassung eines vermutlich zu Beginn der fünfziger Jahre geschriebenen Werkes (Lee Nr. XIV). [...] Nichelmanns Konzerte aus den fünfziger Jahren zeigen eindrucksvoll, welch individuelle Entwicklungsmöglichkeiten diese seit der Rheinsberger Zeit des Kronprinzen Friedrich in Preußen praktizierte neue Gattung in sich barg. Die um 1740 vollzogene Übernahme des bereits in Rheinsberg durch C. H. Graun geprägten Konzertsatz-Typus und dessen Verbindung mit einer dem Cembalo gemäßen Idiomatik führte bereits in den vierziger Jahren bei C. P. E. Bach und anschließend in den fünfziger Jahren bei Chr. Nichelmann zu personalstilistisch individuellen Lösungen und Weiterentwicklungen der Form.

(aus dem Vorwort von Tobias Schwinger)

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