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om38 / Band 3
Johann Christoph Schmidt (1664–1728)
Partie à deux Choeurs
für 3 Ob, Fg, Str und Bc
Herausgegeben von Wolfgang Eckhardt
om38
Ausgaben*

Obwohl Johann Christoph Schmidt (1664–1728) der Dresdner Hofkapelle in einer entscheidenden Phase als Leiter vorstand (1698–1728), in der sich diese zu einem der führenden europäischen Orchester entwickelte, sind seine Biographie und seine Werke bisher noch kaum erschlossen. Seine Ausbildung und Musikerlaufbahn fanden nahezu ausschließlich am Dresdner Hof statt. In knapp 20 Jahren stieg er vom Kapellknaben zum Hofkapellmeister auf. Erst 1694 bekam Schmidt die Gelegenheit, Italien zu besuchen. Eines der wenigen Zeugnisse dieses Einflusses ist seine einzige erhaltene opera seria „Latona in Delo“ (1709). Die weiteren weltlichen Werke orientieren sich am französischen Stil. Dies gilt insbesondere für die vier in Dresden überlieferten Ouverturensuiten.

In welcher Form sich Schmidt den französischen Stil angeeignet hat, läßt sich nicht genau rekonstruieren. Die Ouverturensuiten sind ziemlich sicher vor 1715 entstanden, vermutlich sogar früher. Der französische Einfluß am Dresdner Hof läßt sich für die Zeit nach 1700 u. a. durch die Anstellung im französischen Stil ausgebildeter Musiker wie Volumier belegen. Die frühe Phase der Ouverturensuite (von etwa 1680 bis 1710) ist am Dresdner Hof lediglich durch die Kompositionen von J. C. Pez und Schmidt repräsentiert.

Die Suiten Schmidts stehen noch in der älteren Tradition der Gattung in Deutschland. Jedoch ist bereits eine Entwicklung vom französischen Außenstimmensatz hin zur italienischen Standardbesetzung zu erkennen. Die Suite B-Dur, in der sich in den Ecksätzen (Intrade, Chaconne) eine Holzbläser- und eine Streichergruppe gegenüberstehen, stellt durch die Übernahme mitteldeutscher und italienischer Einflüsse ein frühes Beispiel für den vielzitierten „vermischten Geschmack“ am Dresdner Hof dar. Die Doppelchörigkeit, die unkonventionelle Satzfolge, die einen symmetrischen Aufbau verbirgt, und andere Eigenschaften entsprechen dem experimentellen Charakter, der viele zeitgenössische deutsche Ouverturensuiten auszeichnet.

(aus dem Vorwort zur Partitur von Annegret Rosenmüller)

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