Christlieb Siegmund Binder, ein Schüler Pantaleon Hebenstreits und Virtuose auf dessen „Pantaleon“ wurde 1751 in die Dresdner Hofkapelle aufgenommen. Nach dem Eintritt in die Kapelle wandte Binder sich vom Pantaleon ab und dem Cembalo- und Orgelspiel zu. 1764 wurde Binder zum zweiten Organisten der Hofkirche ernannt. Gemeinsam mit dem ersten Organisten, Peter August, wurde Binder der wichtigste zeitgenössische Komponist für Claviermusik in Dresden. Auch im bürgerlichen Konzertleben Dresdens traf man Binder an. 1789 starb er als „Kurfürstlicher Kammer- und Kapellorganist“.
„Herr Binder in Dresden verdient nicht allein wegen der Menge seiner Arbeiten, sondern auch wegen ihrer Güte angepriesen zu werden. Gesang, Erfindung und ungemein viel Feuer ist überall bei ihm anzutreffen. Seine Sachen scheinen eigentlich für den Clavicimbel geschrieben zu sein, auf welchem sie auch die beste Wirkung tun“ (J. A. Hiller). Den Mittelpunkt von Binders Schaffen bilden 33 Clavierkonzerte. Zusammen mit den 35 Werken für Cembalo solo stellen sie das formale Experimentierfeld dar, auf dem er zu immer neuen und abwechslungsreichen Lösungen gelangte. Unter den insgesamt 20 kammermusikalischen Kompositionen befinden sich 13 Triosonaten, bevorzugt für Flöte oder Violine, fünf Divertimenti und die beiden „Quatro“ genannten Werke für zwei Violinen, Cembalo und Violoncello.
Satztechnisch und formal handelt es sich um Claviersonaten mit drei obligaten Oberstimmen, die ihren Ursprung in der Triosonate mit obligatem Cembalo nicht verleugnen können. Binders Kompositionen sind als Claviersonaten mit Begleitung, bei denen die dritte Oberstimme als „Cembalo-obligato“-Part für die rechte Hand des Cembalospielers erscheint, zu betrachten.
(aus dem Vorwort zur Partitur von Christoph Koop)