Joseph Schuster (1748 –1812) gehört zu den Dresdner Komponisten, die zu Lebzeiten mit Opern und Instrumentalmusik in Deutschland und zeitweilig auch in Italien eine breite Anerkennung fanden, aber nach ihrem Tod ziemlich schnell in Vergessenheit gerieten. Traditionsbildend wurde er dagegen – neben anderen – für die Musik in der Katholischen Hofkirche. Seine Messen, Vespern, Litaneien und andere Werke gehörten dort noch für mindestens zwei Generationen nach seinem Tod selbstverständlich zum Repertoire, und einzelne Werke konnten ihren Platz auch nach der Reorganisation der Hofkirchenmusik und der allmählichen Reduzierung des Kirchendienstes in den Jahrzehnten vor und nach 1900 behaupten. Darüber hinaus gab Schuster als Kompositionslehrer und Musizierpartner der kurfürstlich-königlichen Familie wichtige Impulse, die vor allem in der Kirchenmusik von einigen seiner Schüler (vor allem Franz Anton Schubert und Prinzessin Amalia von Sachsen) wirksam wurden. [...] Weil die Komposition und Aufführung von Musik zu den hohen Feiertagen von 1786 bis 1801 zu den Privilegien Johann Gottlieb Naumanns gehörte, läßt sich Schusters Messe Nr. 13 eindeutig als Repertoirestück identifizieren, wie es in den Jahrzehnten vor und nach 1800 in der Dresdner Hofkirche an jährlich mehr als 80 Sonn- und Feiertagen benötigt wurde. Dem entspricht die knappe Anlage, die jegliche Weitschweifigkeit konsequent vermeidet, aber andererseits mit den besonderen Fähigkeiten der Dresdner Hofkapell-Instrumentalisten rechnen konnte.
(Vorwort zur Partitur von Gerhard Poppe)