Mit den in diesem Band präsentierten drei geistlichen Konzerten von Jacob Hintze (1622-1702) wird Musik, die in der zweiten Hälfte des 17.Jhs. in Berlin entstand und seit ihrer Veröffentlichung 1696 nicht wieder im Druck erschien, neu zugänglich gemacht. Dies ist insofern von besonderer Bedeutung, als wir aus dem Berliner Raum in dieser Zeit nur wenige Komponisten und ihre Werke kennen. Neben Johann Crüger wären hier noch Johann Georg Ebeling, Esaias Reusner, Magnus Peter Henningsen, Philipp Westphal und eben Jacob Hintze zu nennen.
Wer war Jacob Hintze? Von den vielen Kirchenliedern, deren Melodien er komponierte, ist im Evangelischen Gesangbuch für Berlin nur noch das Lied „Gib dich zufrieden und sei stille“ (EG 371) von Paul Gerhardt zu finden. Heute also weitgehend unbekannt, gehörte Hintze jedoch in der 2. Hälfte des 17.Jahrhunderts zu den wichtigsten Musikern der kurfürstlichen Residenzstadt Berlin. Die drei geistlichen Konzerte finden sich als Zugabe in seiner Ausgabe der Epistolischen Lieder (auf Texte von Martin Opitz) von 1696. In ihrer kirchenjahreszeitlichen Thematik sind sie auf den Advent und das Osterfest bezogen (Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; Nun komm der Heiden Heiland; Christ lag in Todesbanden). Ob ihrer sparsamen Besetzung für ein bis drei Sänger und 6 Instrumentalisten und der überschaubaren Spieldauer von 5- 10 min eignen sie sich sowohl für den festlichen Gottesdienst sowie als unbekannte Überraschung im Programm eines geistlichen Konzertes. Sehr schön gelingt Hintze der Wechsel zwischen instrumentaler Symphonia, den solistischen Partien der Sänger und den gemeinsamen Tutti. Im zweiten Konzert verwendet er den Choral „Nun komm der Heiden Heiland“. Jeder Zeile der 1. Strophe wird eine instrumentale Einleitung und eine kleine Arie vorangestellt, um diese dann im Tutti mit der bekannten Melodie von Luther zu beschließen.
Marcellus Jany