Dank des um 1600 florierenden Notendrucks in Frankfurt (Oder) ist von Bartholomäus Gesius (um 1560–1613), dem bedeutendsten märkischen Komponisten vor Johann Crüger, ein umfangreiches Schaffen überliefert. Wie Crüger war auch der an der Marienkirche der Oderstadt als Kantor tätige Gesius als Sammler, Bearbeiter, Neuschöpfer und Herausgeber von Kirchenliedern in weiten Teilen Norddeutschlands bei seinen Zeitgenossen berühmt. Geschätzt wurden aber auch seine Messen und Motetten, wovon nicht zuletzt zahlreiche erhalten gebliebene Abschriften zeugen. Bei den meisten der aus 19 Messen und einzelnen Messteilen bestehenden Kompositionen des vorliegenden Zyklus' handelt es sich um sogenannte Parodiemessen; ihnen liegen mehrstimmige Kompositionen verschiedener Komponisten des 16. Jahrhunderts zugrunde. Der am häufigsten parodierte Komponist ist Orlando di Lasso, nach dem der zwischen 1611 und 1613 zuerst gedruckte Zyklus auch benannt ist: Missae ad imitationem Orlandi.