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om329
Gaetano Veneziano (1656-1716)
Passio per il Venerdi Santo / Johannes-Passion (1702)
für Soli Chor zwei Violinen Viola und Basso continuo
Herausgegeben von Tobias Schwinger

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om329
979-0-502342-47-0
Festeinband, Leipziger Format, XIV + 86 Seiten / Stimmensatz (om329/2) ISMN 979-0-502342-48-7 auf Anfrage
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten 65,00 EUR

Die „Passio per il Venerdi Santo“, eine Passionsvertonung zum Karfreitag auf den Text des Evangelisten Johannes, von Gaetano Veneziano (1656–1716) aus dem Jahr 1702 darf als ein zentrales Werk dieses neapolitanischen Komponisten und womöglich auch der geistlichen Musik an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert in Neapel angesehen werden. Die besondere Stellung Neapels (1504 bis 1707 neben Sizilien als spanisches Vizekönigtum regiert) für die Musikkultur Italiens ist vor allem hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Entwicklung der barocken Opernkultur im allgemeinen Bewusstsein fest verankert. Für die geistliche Musik dieser Zeit in der Stadt, die mindestens ebenso reich und vielfältig war, muss dies derzeit noch – zumindest partiell – als uneingelöst gelten, zumal bislang zu wenige Werke in modernen Ausgaben greifbar sind. Die kaum zu überblickende Vielzahl der überlieferten Manuskripte an Messen, Motetten, Psalmvertonungen, Drammi sacri, Oratorien und Passionen des 15. bis 19. Jahrhunderts in den Bibliotheken der Stadt sind hierfür ein beredtes Zeugnis. [...]

Veneziano gehört mit Francesco Fago (1677–1745), Francesco Mancini (1672–1737) und Nicolo Grimaldi, gen. Nicolini (1673–1732) zu den bekanntesten Schülern Francesco Provenzales (1624–1704), der im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Lehrern und Komponisten Neapels zählte. Er profilierte sich offenbar recht früh als Musiker, denn bereits 1679 wurde er vom Vizekönig Neapels als außerordentlicher (dritter) Organist der Cappella Reale bestellt. Im Jahr 1686 erhielt er eine offizielle Stelle an der Cappella und nahm als Organist den Platz von Giovanni Cesare Netti (gest. 1686) ein. Veneziano wurde selber Lehrer  am Konservatorium S. Maria di Loreto, zunächst 1684, endgültig von 1695 bis zu seinem Tod 1716. In der Cappella Reale kreuzte sich Venzianos Lebensweg mit einem der berühmtesten Komponisten Neapels und Roms dieser Zeit – Alessandro Scarlatti (1660–1725), der seit seinen Erfolgen in Rom und seinen ersten Opernproduktionen in Neapel hier 1684 u.a. zum Leiter der Cappella Reale ernannt worden war. Scarlatti pendelte häufig zwischen seinen vielen Engagements in Rom und Neapel, und nachdem er 1703 die Stadt vorerst endgültig verlassen hatte, ergriff Veneziano die sich bietende Chance auf den Kapellmeisterposten. [...]

Betrachtet man zeitlich benachbarte Manuskripte Venezianos, so ergibt sich der Eindruck, dass etwa ab den achtziger Jahren bei diesem eine Übernahme oratorischer und opernhafter Stilelemente in die liturgisch gebundene geistliche Musik erfolgt. Dies zeigt sich bereits in den aus den achtziger und neunziger Jahren stammenden Vertonungen der Klagelieder Jeremiæ für die Metten der Karwoche, die bereits eine Vielzahl stilistischer Eigenheiten der „Passio“ aus dem Jahr 1702 ausprägen, so die konsequente Entwicklung des Satzes aus einem durchgehenden, markanten und motivisch mit den Oberstimmen interagierenden Continuo-Bass, dem konzertanten Einsatz von zwei Violinen und einer Viola (teilweise solistisch) und dem häufigen Wechsel der Takt- und Tonarten, verbunden mit deutlichen Tempowechseln und damit der Schaffung sehr verschiedener musikalischer Charaktere. Veneziano entwickelt größere, arienhafte musikalische Zusammenhänge über Wort- und Phrasenwiederholungen und Ritornellstrukturen. All dies nutzt er zu einer dem aktuellen Komponieren, dem gusto moderno gemäßen Dramatisierung und affekthaltigen Darstellung des Passionsgeschehens und nähert sich damit stilistisch dem Passionsoratorium, jedoch ohne die Verwendung bibelfremder Texte, eine Tradition, die vor allem in Neapel im 18. Jahrhundert mit den Werken von Francesco Feo (1691–1761), Pietro Antonio Gallo (1700–1777), Gaspare Gabellone (1727–1796) sowie den Passionen von Giovanni Paisiello (1740–1816) noch lange Bestand haben sollte.


Aus dem Vorwort von Tobias Schwinger

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