Zur Mitte des 18. Jahrhunderts kam es zu einem tiefgreifenden Wandel im Leipziger Musikleben. Als Johann Sebastian Bach sich zunehmend von den öffentlichen Konzertbühnen zurückzog, begannen seine ehemaligen Schüler einen Repertoirewandel einzuleiten, der maßgeblich von den modernsten europäischen Musikstilen beeinflusst wurde. Ihren Ausgang nahm diese Entwicklung mit dem Eintreffen einer italienischen Operntruppe zur Ostermesse 1744. Bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges folgten ihr weitere venezianische Sängerensembles, die den Leipzigern und den Messegästen zum ersten Mal Originalkompositionen von Johann Adolf Hasse, Christoph Willibald Gluck und Baldassare Galuppi präsentierten.
Manuel Bärwald bietet im ersten Band eine breitangelegte Gesamtschau der Quellen, die diese Entwicklung belegen, und kann dabei zahlreiche Neuentdeckungen präsentieren. Er zeichnet die Veränderungen im Leipziger Musikleben durch den Einfluss der Operntruppen Pietro und Angelo Mingottis und Giovanni Battista Locatellis detailliert nach. Ihre Leipziger Auftritte zeitigten nicht nur für die ortsansässigen Musiker – die üblicherweise im Orchestergraben aushalfen – konkrete Folgen, sondern beeinflussten auch nachhaltig die zeitgenössische Opernkritik des Gottsched-Kreises.