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om75 / Band 19
Johann Mattheson (1681–1764)
Henrico IV.
für elf Sänger, 2 Ob, 4 Fl, 2 Fg, 2 Vl, Va und Bc
Herausgegeben von Hansjörg Drauschke
om75
Ausgaben*

Mit dieser Edition wird Johann Matthesons letzte vollständige Oper in kritischer Neuausgabe vorgelegt. Das Werk wurde Matthesons Eintragungen in der Partitur zufolge am 12. Januar 1711 vollendet und am 9. Februar desselben Jahres erstmals aufgeführt.

Die Oper Henrico IV. basiert auf historischen Gegebenheiten. Heinrich IV. war der Sohn Johanns II. von Kastilien und Marias von Aragon. Er wurde zuerst mit Blanca von Navarra vermählt. Nachdem diese Ehe jedoch sieben Jahre lang „unvollzogen“ geblieben war, ließ Heinrich IV. sich 1453 scheiden. Zu dieser Zeit trug er bereits den Beinamen „El Impotente“, im deutschen Sprachraum auch „der Ohnmächtige“. Nach dem Tod seines Vaters wurde er König von Kastilien (1454–74). In der anhaltenden Hoffnung auf einen Thronfolger heiratete er nun Johanna von Portugal, die Schwester des portugiesischen Königs Alfonso V. Trotz weiterer Versuche blieb auch diese Ehe unvollzogen. Dass der Favorit des Königspaares, Beltrán de la Cueva, nach der unerwarteten Geburt einer Tochter 1462 zum Grafen von Ledesma erhoben wurde, bestätigte Gerüchte bei Hofe, denen zufolge es sich bei ihm um den wirklichen Vater des Kindes handele.

Dieses delikate Sujet bearbeitete der zwischen 1711 und 1717 in Hamburg lebende Librettist Johann Joachim Hoë (Lebensdaten unbekannt) nach anonymer französischer Vorlage für die Gänsemarkt-Oper. Ein besonderer Reiz geht vom spanischen Kolorit mit Tänzen und Chören und der großen Stierkampfszene am Ende des zweiten Akts aus. Bemerkenswert ist auch das Auftreten einer „komischen Trias“. Zum Diener Alardo treten die Dienerin Petronella sowie deren vorübergehender „Liebhaber“ Timo hinzu, wodurch das Motiv der um eine Frau Streitenden – Bertrand und Alfonso um Joanna – auf der komischen Ebene erneut aufgegriffen werden kann.

Musikalisch ist Matthesons Oper von ausgesprochen hoher Qualität. Der Komponist verwendet einen differenzierten Orchesterapparat – mit obligaten Flöten, Oboen und Fagotten, Viola d’amore und skordierten Violinen –, wobei den einzelnen Instrumenten vielfältige, zum Teil sehr virtuose Aufgaben zukommen. Immer wieder erweist sich Mattheson als Meister ausdrucksstarker Melodik; Gesang und Instrumente werden dabei gleichberechtigt behandelt. Auch das Spektrum an musikalischen Formen schöpft er voll aus. Zu Da-capo-Arien kommen zahlreiche auskomponierte ternäre Formen hinzu, außerdem verschiedene zweiteilige Arientypen sowie ausgedehnte Chöre und Ensembles.

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