Neuerscheinungen_ortus_Frühjahr_2014
Newsletter Frühjahr/2014
Sehr geehrte Damen und Herren!
Hiermit erlauben wir uns, Sie auf folgende Neuerscheinungen im ortus musikverlag hinzuweisen.
Sämtliche Neuerscheinungen des Jahres 2014 finden Sie hier.
Mit freundlichem Gruß
Ekkehard Krüger
Tobias Schwinger
ortus musikverlag
Kleine Musik-Geschichten
Einer interessanten und guten Partitur eines einst geschätzten Komponisten zu vertrauen, sie gemeinsam mit Herausgerber/Innen in einem oft langwierigen Prozess zu edieren und zu veröffentlichen, ist das eine – sie letztendlich in einer klanglichen Realisierung im Konzert oder von einer CD zu hören ist eine ganz andere Sache… So jüngst geschehen mit Johann Wilhelm Hertels Weihnachtsmusik „Die Geburt Jesu Christi“, die bereits 2008 als Band 12 der Reihe Musik zwi-schen Elbe und Oder (om48), herausgegeben von Franziska Seils, erschienen war und nunmehr (2013) durch Michael Willens und die Kölner Akademie beim Label cpo in einer Einspielung vorgelegt wurde. Diese Momente gehören zu den besonderen im Verlegerleben, denn nun erst erweist sich, ob die eigenen Vorstellungen von einem Werk auch nur annähernd wirklichkeitskompatibel sind. „Unser lieber Hertel“ – so Hertel von/über sich in seiner Autobiographie – hat uns wieder einmal nicht enttäuscht, auch dank der kongenialen „echt hertelschen“ Umsetzung der Partitur durch Michael Willens, die Kölner Akademie und die wunderbaren Solisten (Berit Norbakken Solset, Alexandra Rawohl, Marcus Ullmann, Wolf-Matthias Friedrich). Die schlichte, innige und doch an keiner Stelle kunstlose Musik Hertels überzeugt vor allem ob ihrer durchgängigen Stilhöhe in der Nutzung der Ausdrucksmittel seiner Zeit. Wir beginnen hörend zu verstehen, dass die Geschichte der mittel- und norddeutschen Kirchenmusik zumindest bis zum Ende des 18. Jahrhunderts sich als durchgängiger Erzählstrang verlängern lässt. Und auch diese Hertel-Geschichte geht weiter: Im Frühjahr wird M. Willens eine Einspielung der Passionskantate Hertels „Der sterbende Heiland“ (om7) – wiederum bei cpo – vorlegen und in Ergänzung der Palette der bereits bei ortus veröffentlichten Instrumentalmusik Hertels (om126, 149, und 152) wird im April sein Cembalokonzert c-Moll, herausgegeben von Karl Heller, die Reihe Musik am Ludwigsluster Hof ergänzen (om179).
Forterzählt werden auch andere kleine Musik-Geschichten innerhalb unserer Reihen, die die Großerzählung ergänzen: So wird auf die Geschichte der Passionskomposition am Ende des 17. Jahrhunderts ein neues Licht durch die von Julian Franke wiederentdeckte Markuspassion des Coburger Hofkapellmeisters Georg Künstel geworfen (om161), wird die derzeit weitgehend im Dunkeln liegende Musik des 17. Jahrhunderts in Berlin und Brandenburg durch die Edition von drei geistlichen Konzerten des Berliner Stadtmusikers Jacob Hintze durch Marcellus Jany sowie durch Motetten und Kantaten von Leonhard Camerer, Johann Crüger, Johann Georg Ebeling, Philipp Westphal und Magnus Peter Henningsen erhellt (herausgegeben von Marie-Louise Schneider und Bernhard Schrammek; Elisabeth-Musiquen, Bände 7-11.
Komplettiert wird die kleine Geschichte der weltlichen Kantate des beginnenden 18. Jahrhunderts mit dem zweiten (und abschließenden) Band der „Weltlichen Kantaten und Arien“ von Reinhard Keiser, herausgegeben von Hansjörg Drauschke und Thomas Ihlenfeldt, in denen sich der einflussreiche Komponist Keiser deutlich auch als Meister dieser Formen erweist (om176). In Ergänzung zu bereits bei ortus veröffentlichter Literatur zu den Komponisten Johann Gottlieb Naumann (ortus studien 5), Antonio Rosetti (ortus studien 11) und Christoph Schaffrath (ortus studien 7) sollen mit einer Auswahl von Naumanns Liedern durch Kornél Magvas (om171), einer frühen Messe Rosettis (om155), ediert von Roland Biener, und einem Cembalokonzert Schaffraths (om164), vorgelegt von Reinhard Oestreich, Editionen der Werke das dort Beschriebene verdeutlichen und forterzählen. Aber auch der umgekehrte Weg wird beschritten: Auf die Edition der vier Bände mit Motetten des Chemnitz-Stettiner Komponisten Philipp Dulichius (om47, 76, 106 und 118) in der Reihe Musik zwischen Elbe und Oder wird die Veröffentlichung der Ergebnisse einer Tagung neue Erkenntnisse zu den konfessionellen Hintergründen seines Weggangs aus Sachsen, zur kulturellen Situation in Chemnitz und Stettin um 1600, zur Rezeption seines Werks, zum musikalischen Umfeld in Sachsen und Pommern sowie zu seinen Motetten präsentieren (om180, ortus studien 14).
Neue und gleichsam alte Geschichten werden aufgegriffen, so zum Beispiel diejenige der märkischen Kleinstadt Beeskow, vorgetragen von Ekkehard Krüger, im Spiegel ihrer wechselvollen und teils beinahe skurrilen Schicksale ihrer Orgeln, wenn beispielsweise der Frage nachgegangen wird, wie eine Berliner Kinoorgel in eine mittelalterliche Hallenkirche gelangt (ortus studien 12). Oder die weitgehend unbekannte Geschichte der Geraer Hofkapelle im 18. Jahrhundert, erzählt von Bernd Koska, mit der nicht nur die Kapellhistorie einer reußischen Residenz aufgearbeitet wird, sondern mit der auch das Wirken derjenigen Musiker beleuchtet wird, die nur kurze Zeit in Gera tätig waren, jedoch auch überregional bedeutsam geworden sind – besonders Gottfried Heinrich Stölzel, Johann Friedrich Fasch und Johann Sebastian Bach (Forum mitteldeutsche Barockmusik 3). Weitergesponnen wird auch der Erzählstrang um den Zerbster Hofkapellmeister Johann Friedrich Fasch, dessen Beziehungen zur Sächsischen Hofkapelle im Zentrum des XII. Bandes der Fasch-Studien stehen (om177). Eine kleine Musik-Geschichte rankt sich auch um die Erzählung vom Aufstieg und Fall einer einzelnen Instrumentenfamilie, wie Bettina Hoffmann anhand des wechselvollen Schicksals der Viola da Gamba aufzeigen wird (om170, ortus studien 13). Last but not least wird es (wieder einmal) um Musik-Geschichte und Musikgeschichtsschreibung als Geschichte der Rezeption ihrer „Heroen“ gehen. Nachdem im vergangenen Jahr Juliane Riepe in ihrer Studie zu Händels Italienreise (om146, „Händel vor dem Fernrohr“, Studien der Stiftung Händel-Haus 1) gründlich der Frage nachgegangen ist, was sich überhaupt aus unserem geringen Wissen um die Umstände dieser frühen und prägenden Jahre Händels ableiten lässt und dabei so manchen noch heute verbreiteten hermeneutischen Fallstrick entwirren konnte, wird in diesem Frühjahr eine zweibändige Studie „Zur Rezeption Händels in den deutschen Diktaturen“ erscheinen (om172, Studien der Stiftung Händel-Haus 2). Ihre Autor/Innen Katrin Gerlach, Lars Klingberg, Juliane Riepe und Susanne Spiegler beschreiben darin anhand von zeitgenössischen Dokumenten und ihrer Auswertung präzise die Inanspruchnahme des Komponisten für politische Zwecke in den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts.
Manche Geschichten lassen sich fortschreiben, manche werden unterbrochen oder reißen gar ab. So unsere Geschichte der Beteiligung an der Frankfurter Musikmesse von 2005 bis 2013, mit der wir viel über „den Betrieb“ lernen durften, die aber auch eine darüber ist, wie sehr die Dinge um den Musikmarkt in den letzten Jahren im Wandel begriffen sind. Der festzustellende Trend einer stetig abnehmenden Zahl an Fachbesuchern – unserer kleinen Zielgruppe – wird wohl kaum aufzuhalten sein. Schade eigentlich, denn der „analoge“ Kontakt, das Gespräch mit den interessierten Musikern, Musikliebhabern und Musikwissenschaftlern lässt sich nach unserer Erfahrung kaum digital kompensieren. Aber vielleicht kann eine Beteiligung an kleineren, regionalen Formen der Präsentation hier künftig partiell einen Ersatz bieten. In diesem Sinne wünschen wir mannigfache Gelegenheiten zum analogen Musizieren, Hören und Lesen. (T. Schwinger/E.Krüger)
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