Wolfgang Caspar Printz (1641–1717), Musiktheoretiker, Kapellmeister, Kantor in Sorau (Niederlausitz), war bemüht, Musik als Kunst (ars) zu pflegen und zugleich als Wissenschaft (disciplina Mathematica) zu begründen. Er war in der Lage, das musikpraktische wie das historisch-theoretische Wissen seiner Zeit zusammenzufassen und, je nach Zielgruppe, publizistisch aufzubereiten. Sein Frühwerk Compendium Musicæ (1668), in der Sprache der Gelehrten, Latein, verfasst, beschreibt die Grundlagen der Komposition, darunter die höchst seltene Lehre von der verborgenen Betonungshierarchie (Quantitas intrinseca), die erst wieder 1954 von Heinrich Besseler unter dem Stichwort ›Akzentstufentakt‹ thematisiert worden ist. Mit Hilfe der Faksimile-Edition und einer fachkundlich angemessenen Übersetzung seiner Lehrschrift von 1668 ist der bisher kaum mögliche Zugang zu einer recht problematischen Übergangsphase vom traditionsverhafteten Frühbarock zu innovativen Auffassungen des Mittelbarocks nunmehr eröffnet.