Ernst Wilhelm Wolf (1735–1792) war unter seinen Zeitgenossen nicht unumstritten. Zu seinen Aufgaben in Weimar gehörte die Leitung der Hofkapelle, die seit 1776 als offizielles Ensemble bestand und stetig ausgebaut wurde. Von den Dichtern aus dem Umkreis des Weimarer Hofes (Wieland, Herder, Goethe u.a.) bezog Wolf die Libretti zu seinen Vokal- und Bühnenwerken. So schuf er etwa 20 Singspiele („Operetten“), außerdem zahlreiche Motetten, Passionen, Kantaten und andere Kirchenmusikwerke sowie einige Klavierlieder. Weite Verbreitung fand die 1782 in Dessau erschienene Osterkantate. Sein Instrumentalschaffen für Orchester setzt sich aus ca. 40 Sinfonien und Singspielouvertüren, Partiten und Solokonzerten für Cembalo und andere Soloinstrumente zusammen. Daneben hinterließ er der Nachwelt auch einige Kammermusikkompositionen in meist gemischten Besetzungen aus Blas-, Streich- und Tasteninstrumenten. Bemerkenswert sind seine zwölf Streichquartettkompositionen, die im Zeitraum von etwa 1777 bis 1789 entstanden. Große Beachtung errang er unter den Zeitgenossen als Pianist und Komponist von Klaviersonaten, -sonatinen und -fantasien, die zum überwiegenden Teil publiziert wurden. Auch als Autor eines Lehrwerks (Musikalischer Unterricht, Dresden 1788) und als Verfasser mehrerer musiktheoretisch-ästhetischer Schriften ist Wolf in Erscheinung getreten.
Von Wolfs zwölf Streichquartetten wurden acht in Erstdrucken veröffentlicht. 1779 und 1781 erschienen bei Johann Julius Hummel in Berlin die beiden Serien op. 1 und 2, die sich jeweils aus drei Werken zusammensetzten. Allerdings enthielt die zweite Serie neben zwei Streichquartetten auch ein Quartett für Flöte, Violine, Viola und Bass. 1785 folgten drei Streichquartette, die Wolf bei Heinrich Philipp Boßler in Speyer als op. 3 herausgab. Während die ersten beiden Serien noch bezifferte Bassstimmen aufwiesen, wurde in der dritten Serie darauf verzichtet.
(aus dem Vorwort von Phillip Schmidt)