Im Vergleich zur Serie op. 1, wo drei nahezu gleichberechtigten Oberstimmen ein weitgehend konservativer (General-) Bass gegenübersteht, unterscheiden sich die Quartette op. 2 Nr. 1 und 2 dahingehend, dass die Mittelstimmen aus dem solistischen Fokus – das betrifft vor allem die Viola – zurücktreten. Sie sind wesentlich konventioneller behandelt und kommen vielmehr dem Zeitgeschmack und seinem Verlangen nach angenehmeren, entzückenderen und reizenderen, kurz, dem Wunsch nach galanteren Ausdrucksformen nach. Die bezifferte Bassstimme behält unverändert ihre Funktion bei.
Wie seiner Ankündigung der Serie op. 1 zu entnehmen ist, hatte Wolf eine zweite Dreierserie von Quartetten geplant. Statt noch einmal eine Folge von Quartetten für Streicher zusammenzustellen, wählte Wolf aus dem durch die Reinschrift D-Bsa SA 3581 repräsentierten Fundus auch das Quartett mit Flöte (nun op. 2 Nr. 3) und schied das d-Moll-Quartett für Streicher aus.
Die Gattung eines Quartetts mit einem obligaten Holzbläser erfreute sich seit Beginn der zweiten Hälfte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zunehmender Beliebtheit. Dabei wurde die Traversflöte favorisiert. Die Kompositionen waren in erster Linie an Liebhaber addressiert, während die parallel aufstrebende Gattung des klassischen Streichquartetts mit seinen steigenden Ansprüchen sich immer mehr an professionelle Musiker richtete.
Typisch für die Gattung war, dass das Blasinstrument – das nicht über die technischen Möglichkeiten einer
Violine verfügte – immer im Vordergrund stand. Die Streicherstimmen hatten fast ausschließlich begleitende Funktion. Zu den prominentesten Kompositionen zählen Mozarts Flötenquartette.
(aus dem Vorwort von Phillip Schmidt)