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Vincenzo Albrici (1631–1687)
Cantate ed arie
für Sopran und Cembalo
Herausgegeben von Carlo Mertens

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ISMN 979-0-502340-82-7
Partitur (Broschur, XII + 24 Seiten)
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten 19,50 EUR

Europa war schon in der Frühen Neuzeit ein Ort der Arbeitsmigration. Immer mehr Musiker aus Italien wurden nach 1648 an den Fürstenhöfen Mitteleuropas angestellt, denn in Rom und Venedig waren zahlreiche neue Gattungen, neue Gesangs- und Instrumentaltechniken entstanden. Auch der Römer Vincenzo Albrici (ca. 1631 – 1687)1 arbeitete an den Höfen in Stockholm, London und Dresden als Komponist. In der sächsischen Residenzstadt lebte Albrici als  Hofkapellmeister des Kurfürsten Johann Georg II. (1613–1680) mit zahlreichen Unterbrechungen von 1656 bis 1680.
Viele Musiker aus Italien blieben nicht lange an einem Hof, sondern bereisten ganz Europa. Die Dresdner Hofmusik profitierte von Albricis Reisetätigkeiten, die ihn nicht nur mehrmals nach Rom, sondern auch nach Paris führten. So brachte er wohl Sänger aus Italien an die Elbe mit und konnte französische Tänze am Hof vorstellen. Er selbst  integrierte sie in seine Vokalkompositionen, wovon zwei der hier veröffentlichten Arien ein Beispiel geben. [...]

Die Kantaten und Arien Albricis sind ein frühes Beispiel einer Synthese unterschiedlicher Stile, denn bei den ritornelli
in Viva la Fortuna und Luci belle handelt es sich um französische Hoftänze – unter anderem eine Gigue und eine Sarabande. Einer der ersten Biographen des Komponisten betonte daher auch um 1720, dass der Komponist die französische und italienische Spieltechnik auf dem Cembalo so beherrschte, „dass keine Wünsche offenblieben“ (Giuseppe O. Pitoni).
Besonders überzeugend ist im Lamento der Dido, Sull’arenoso lido, das Arioso-Ritornello „Ahi crudel’, ‘ove ten’vai?“ (O Grausamer, wohin gehst Du?). Es beeindruckt durch eine lautmalerische Wellenbewegung zwischen der Gesangsstimme und der Oberstimme der Begleitung – die Szene spielt am Meer – sowie effektvoll eingesetzte Pausen und aufsteigende Chromatik. Solche Vokalritornelli sind ein strukturierendes Element der Lamenti um 1650. Im Lamento kommt auch eine andere Form des Ritornello vor, das man „Mottoritornell“ nennen könnte. Der Text dazu lautet: „Misera è che ’avanza, estinta è la speranza.“ (Unglück ist’s, das mir bleibt, ausgelöscht ist alle Hoffnung). Wie ein kurzes Motto  aucht es im abschließenden Recitativo-Teil immer wieder auf. Diese devisenartige Form lässt an eine Entstehung des Lamento in den 1670er-Jahren denken, als diese Form in der venezianischen Oper entwickelt wird. [...]

Carlo Mertens
Aus dem Vorwort zur Ausgabe

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